Wir wissen, dass unser Beruf relativ unbekannt ist. Wir wissen auch, dass man den Erben die Skepsis nehmen muss, bevor man ihnen genau erzählt, worum es geht.
Im vorliegenden Fall, der uns aus den USA über ein ungarisches Partnerbüro angeboten wurde, war die Verstorbene, eine Nichte des Verstorbenen in den USA, bereits nach langer Recherche in verschiedenen Archiven in Polen in Haifa/Israel von unserem ungarischen Partner aufgespürt worden, reagierte jedoch nicht auf die Schreiben unseres Korrespondenzbüros.
Wir wurden daher – nicht zuletzt aufgrund unserer ständigen jüdischen Mitarbeiterin vor Ort – gebeten, Kontakt mit der Erbin aufzunehmen, was uns zunächst nicht gelang, da die Dame auf die Anrufe unserer Mitarbeiterin nicht reagierte, indem sie schlicht nicht abnahm.
Schließlich gelang es unserem Genealoge jedoch, den Namen einer in Tel Aviv lebenden Tochter der Erbin herauszufinden und telefonisch Kontakt mit ihr aufzunehmen. Sie bestätigte, dass ihre Mutter schlicht nicht mehr in der Lage sei, das Telefon zu bedienen, fragte aber mutig nach unserem Anliegen.
Nachdem unsere Mitarbeiterin der Dame kurz unser Tätigkeitsprofil erläuterte und meinte, dass ihrer Mutter möglicherweise eine größere Nachlasssumme zustehe, reagierte sie äußerst skeptisch und verlangte sämtliche Informationen zum Erbfall, die wir ihr telefonisch nicht mitteilen wollten. Anschließend rief sie kurzfristig in unserem Büro in Wien an und verlangte unmissverständlich, dass der Geschäftsführer am nächsten Tag persönlich in Tel Aviv erscheinen müsse, da sie ansonsten weitere Kontaktversuche unsererseits blockieren würde.
2 Stunden später waren die wichtigsten Sachen unseres Geschäftsführers und eines weiteren Genealogen gepackt und unser Team reiste 5 Stunden nach dem Telefonat von Wien über Zürich (der Direktflug von Wien nach Tel Aviv war bereits ausgebucht) nach Israel. Dort angekommen empfing uns unser ständiger Korrespondent und brachte uns zum vereinbarten Treffpunkt in einem großen Innenstadthotel, wo die Tochter und der Sohn der Erbin bereits auf unsere Mitarbeiter warteten. Ebenfalls anwesend waren 2 Anwälte und die jeweiligen Ehepartner der Kinder der Verstorbenen.
Nach einem fünfstündigen Treffen, bei dem die Skepsis überwog, einigten wir uns darauf, dass die Kinder der Erbin noch einmal über die ganze Angelegenheit schlafen und uns morgen Bescheid geben würden.
Da der nächste Tag jedoch ein Samstag (Sabbat) war und somit keine Arbeit verrichtet werden konnte, mussten wir bis zum Sonnenuntergang warten, bis ein weiterer Kontakt möglich war.
Im Gegensatz zum etwas aufgeschlosseneren Sohn der Erbin teilte uns die Tochter mit, dass sie nach Rücksprache mit ihrem aus den USA stammenden Mann kein Interesse an einer Fortsetzung der Gespräche habe und wir nahmen daraufhin Kontakt zum Sohn auf, den wir um ein neues Gespräch baten.
Leider wohnte er jedoch 150 Kilometer außerhalb von Tel Aviv und es war äußerst schwierig, an diesem Feiertag ein Taxi in seine Heimatstadt zu bekommen, was uns schließlich gelang und wir konnten den Sohn über den Gazastreifen erneut besuchen.
Bei einem Abendessen, an dem auch sein Anwalt teilnahm, konnten wir den Sohn der Erbin von der Sache überzeugen und es dauerte dann ca. 5 Stunden, bis die Honorarvereinbarung von beiden Seiten akzeptiert wurde.
Der Bruder nahm daraufhin Kontakt zu seiner Schwester auf, die nach langem Zögern schließlich zustimmte, sodass wir ihr auf unserer Rückreise nach Tel Aviv den Vertrag persönlich überreichten mit der Bitte, ihn der Mutter auszuhändigen.
Am nächsten Tag, unserem ursprünglich geplanten Abreisetag, erhielten wir die Vereinbarung unterschrieben zurück und unsere Wiener Mitarbeiter flogen einen Tag später zurück nach Wien.
Die Erbin erhält in diesem Fall fast 700.000 Dollar.