Im Jahr 2008 wurde uns von einem unserer britischen Partner ein zuerst eigenartig aussehener Fall angetragen.
Ein Herr, der als „Wolverhampton Ring Road Tramp“ knapp 40 Jahre auf einer Verkehrsinsel in der britischen Stadt Wolverhampton „wohnte“, verstarb dort 87 jährig. Unsere Bedenken, dass der Erblasser wahrscheinlich keinen Nachlass hinterließ, wurden schnell zerstreut, als unser britischer Kollege herausfand, dass der Verstorbene sich seine Pensionszahlungen nie auszahlen ließ und der Nachlass somit knapp 100.000 britische Pfund betrug.
Mit Hilfe unseres polnischen Korrespondenzbüros gelang es uns im Wettlauf gegen verschiedenste europäische Kollegen, Erben in Deutschland und Kroatien zu finden und ihren Anspruch in Großbritannien einzubringen.
Im Laufe des Verfahrens stellte sich heraus, warum so viele unserer Kollegen in ganz Europa so vehement nach den Erben suchten: Der „Wolverhampton Ring Road Tramp“ war eine Art lokaler Held, der, als Pole geboren, während des Krieges auf Seiten der deutschen Wehrmacht in Afrika kämpfte, danach nach Großbritannien emigrierte und nach einigen Jahren Arbeit die Enge seiner Wohnung nicht mehr aushielt und sein Zelt auf einer Verkehrsinsel aufbaute, wo er den Rest seines Lebens verbrachte. Die lokale Stadtverwaltung machte der Sache anfangs ein Ende, beugte sich jedoch danach den Protesten der Mitbürger, die in dem Erblasser ein „höheres Wesen“ sah, welches auf irdische Begehrlichkeiten keinen Wert legte. Im Laufe der Jahre bildete sich eine weltweite Fangemeinde, die in dem Erblasser eine Art Patron der Stadt sahen.
Die Erben in Kontinentaleuropa kannten den Erblasser nur vom Hörensagen und waren ganz erstaunt, als Anfragen von den verschiedensten europäischen Fernsehstationen nach Interviews an sie herangetragen wurden. Mit einer solchen Berühmtheit als Verwandten hatten sie nicht gerechnet.