Der verlorene 1 Million Fall

Nicht jeder Case endet leider mit einem Happy End; dass ein Erbe unwillig ist, das Erbe anzutreten kam gelegentlich vor, jedoch noch nie zuvor in einem Fall mit einem Volumen von über 1 Million Euro.

Ein deutsches genealogisches Büro verfolgte seit Jahren die Spur eines von Polen nach Deutschland, später nach Großbritannien und schlussendlich nach Neuseeland Ausgewanderten und teilte die Anspruchsberechtigung dem Erben postalisch mit, woraufhin dieser zurückschrieb, dass er daran nicht interessiert sei.

Unsere Partner nahmen an, dass dies eventuell mit einer allfälligen jüdischen Abstammung des Erben zusammenhängen könne und eventuell Briefe aus Deutschland aufgrund der Vorkommnisse im 2. Weltkrieg mit großem Mißtrauen verstanden würden, weshalb sie uns baten, den Herren zu kontaktieren, da wir über einen jüdischen Mitarbeiter verfügen, der eventuell in einem persönlichen Gespräch den Erben davon überzeugen könnte, dass hier tatsächlich ein Erbschaftsfall vorliegt, an dem der Neuseeländer anspruchsberechtigt sei.

Ein weiterer Gedanke war, dass die Ehegattin des Erben einen italienisch klingenden Mädchennamen hatte, wobei unser ausgewählter Mitarbeiter neben Hebräisch auch ausgezeichnet Italienisch beherrscht.

Nach einem 26stündigen Flug von Wien über Kuala Lumpur und Sydney erreichte unser Genealoge schlussendlich Wellington, die Hauptstadt Neuseelands und besuchte den Erben, dem er den Fall darlegte. Schnell stellte sich heraus, dass der Erbe weder jüdischer Abstammung war, noch seine Frau italienisch sprach; vielmehr machte der Erbe unmissverständlich klar, dass er zwar an den Erbfall glaube, jedoch absolut kein Interesse an so viel Geld habe, da er dadurch befürchte, dass seine Ehefrau entführt werde und er dann nicht wüsste, wer ihm das Essen kocht.

Endlose Überzeugungsversuche mittels eingeschalteter lokaler Notare und Rechtsanwälte scheiterten, sodass unser Mitarbeiter nach 5 Tagen wieder abreisen musste.

Es bleibt zu guter Letzt noch anzumerken, dass der Erbe in äußerst schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen lebt und sein Sohn überaus großes Interesse an dem Vermögenswerten zeigte, zumal dieser auch seit geraumer Zeit arbeitslos war. Ein Gespräch des Sohnes mit dem Vater verlief aber genauso ergebnislos, wie das Einschreiten unseres entsandten Mitarbeiters.