Einer der anspruchsvollsten und aufwendigsten Fälle, die wir je bearbeiteten, erhielten wir von einem österreichischen Notar, der die Erben eines überlebenden jüdischen KZ-Häftlings mit unserer Hilfe suchte.
Mittels diverser Akteneinsichten wussten wir schnell, dass der Erblasser einen Bruder hatte, dessen Schicksal jedoch vollkommen ungeklärt war. Es war anzunehmen, dass dieser aufgrund seiner mosaiischen Religionszugehörigkeit den Holocaust nicht überlebt hatte. Recherchen in Opferlisten brachten jedoch kein Resultat, weshalb wir davon ausgingen, dass es dem Erblasserbruder gelang, den Krieg zu überleben.
Wir wussten, dass dieser bei der Machtergreifung Hitlers 16 Jahre alt war und gingen davon aus, dass dieser eventuell in die USA oder nach Israel emigrierte, konnten in den betreffenden Datenbanken jedoch keine Einwanderung bestätigen.
Hilfe brachte eine Liste der sogenannten Kindertransporte; es handelte sich dabei um jüdische Kinder, denen am Vorabend des Zweiten Weltkrieges eine Flucht nach England ohne ihre Eltern ermöglicht wurde. Ausgestattet mit einem Koffer, einer Tasche und 10 Reichsmark konnten so ca. 10.000 jüdische Kinder dem Nazi-Regime entkommen.
In England angekommen, brachte man die Kinder in Pflegehäuser und in den Aufzeichnungen eines solchen Hauses fanden wir letztendlich den Namen des gesuchten Bruders. Da der gesuchte Bruder glücklicherweise einen ihm von der britischen Regierung zugeteilten „Förderer“ hatte, dessen Kinder wir nach dem Verbleib des Erblasserbruders befragen konnten, stellte sich heraus, dass dieser im Alter von 18 Jahren via Shanghai nach Kanada auswanderte.
Bald darauf konnten wir die Nachkommen dieses Bruders in Ottawa eruieren und ihnen vom Schicksal ihres Onkels berichten.