Anfang Dezember 2004 bekamen wir eine E-Mail-Anfrage aus Russland. Hr. D. schrieb uns, dass sein Großvater in einer Abwehrschlacht der k.u.k. Armee im 1. Weltkrieg bei Lemberg (damaliges österreichisch-ungarisches Kronland Galizien & Lodomerien) verwundet und in Folge dessen von der Russischen Armee zum Arbeitsdienst nach Sibirien verschleppt wurde.
Dort heiratete er vor seinem Tod – staatenlos – eine Russin, die ihm einen Sohn gebar. Dieser hatte unter den Folgen des 2. Weltkrieges sehr zu leiden, da er als sogenannter Volksdeutscher galt.
Nach Ende des Krieges versuchte die österreichische Familie mehrmals vergeblich, den Sohn des Verschleppten nach Österreich zu holen; bis zu seinem Tod sah er das Land seines Vaters nicht.
Sein Sohn, der im jüdischen Autonomiegebiet Russlands lebt, beauftragte uns, nach seinen in Österreich lebenden Verwandten zu suchen.
Zuallererst recherchierten wir die Geburtseinträge im niederösterreichischen Geburtsort des Großvaters des Auftraggebers und konnten wir feststellen, dass dieser Geschwister hatte, deren Nachkommen wir allerdings auch nach äußerst intensiver Recherche in der Region nicht eruieren konnten.
Aufschluss gab uns dann das Wiener Stadt- und Landesarchiv und fanden wir dort heraus, dass Teile der Familie nach dem 1. Weltkrieg nach Wien zogen und auch dort verstarben. Eine Überprüfung der Gräberliste am Wiener Zentralfriedhof bestätigte, dass einige seiner Verwandten in Wien verstorben waren.
Daraufhin überprüften wir, wer das Grab des Bruders des Verschleppten bezahlte und konnten die Tochter dessen dadurch eruieren, die wir sodann kontaktierten und die uns bestätigte, dass ein Verwandter der Familie aus Russland nicht mehr zurückkam.
Eine Familienzusammenführung nach knapp 90 Jahren war geglückt.