Weltkriegsfolgen

Im Jahr 2005 wurden wir auf eine Wohnung in bester Wiener Villenlage aufmerksam gemacht, welches nach dem Tod seiner Besitzerin dem Staat anheimfallen würde, sollten sich innerhalb einer gewissen Frist keine legitimierten Erben finden.

Bald fanden wir heraus, dass es sich bei der letzten Besitzerin um eine Dame namens Ludmilla N. handelte, die angeblich aus Mannheim stammte.

Erst als wir eine Negativauskunft der Standesämter in Deutschland über die Erblasserin erhielten, konnten wir nach weiteren Recherchen feststellen, dass der Geburtsort derselben eben nicht in Deutschland lag, sondern in der Ukraine – es handelte sich um Mannheim bei Odessa, einer ehemals deutschen „Kolonie“ in Bessarabien.

Ein Mitarbeiter von uns verfolgte daraufhin gemeinsam mit einem eingeschalteten Partnerbüro die Spur der Dame und da wir wussten, dass die meisten „Volksdeutschen“ nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat verlassen mussten, lag der Verdacht nahe, dass die Familie nach Deutschland oder nach Österreich emigrierte.

Mit Hilfe des Vertriebenenverbandes der Bessarabiendeutschen fand sich die Geburtsmatrike der Dame relativ schnell und erfuhren wir so, dass sie 2 Brüder und eine Schwester hatte, deren Verbleib allerdings unbekannt ist.

Wir fanden zudem jedoch mit Hilfe des Verbandes noch weitere Verwandte der Erblasserin, nämlich Cousinen derselben, die in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts durch die Bundesrepublik Deutschland von der Sowjetunion „freigekauft“ wurden.

Diese berichtete von einer Schwester, die ebenfalls in Deutschland gewohnt haben soll. Diese konnten wir nach mühsamer Recherchearbeit ermitteln, allerdings starb diese bereits vor ca. 20 Jahren, sodass wir nach Abkömmlingen derselben suchen mussten, die wir schlussendlich in Belgien fanden.

Eine Erbin hatten wir somit, aber was war mit den Brüdern der Erblasserin geschehen? Durch die Unterstützung des Partnerbüros konnten wir in Erfahrung bringen, dass nur der Erblasserin mit dem Rückzug der deutschen Wehrmacht die Flucht vor der Roten Armee den Westen gelang. Ihre Brüder wurden, weil deutschstämmig, der Kolloboration mit den Nazis verdächtigt und zu 25-Jähriger Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt.

Diese 25 Jahre wurden später auf 15 herabgesetzt und nachdem diese vorüber waren, siedelten sich diese im östlichen Kasachstan, an der Grenze zu China an, wo sie vor ein paar Jahren auch verstarben. Die Erblasserin hatte Zeit ihres Lebens und auch mit Hilfe des Roten Kreuzes versucht, Kontakt mit ihren Brüdern herzustellen, was ihr jedoch leider nicht mehr gelang.

Nach ca. 3 Monaten intensivster Recherche in Kasachstan erhielten wir von unserem Partnerbüro die Nachricht, dass die Abkömmlinge der in Kasachstan verstorbenen Brüder der Erblasserin mittlerweile in Russland unter ärmsten Bedingungen leben; diese fanden wir und so können sich diese nun gemeinsam mit ihrer Cousine in Belgien über eine Wohnung in Wien samt Bargeld freuen.